Die neueste Flüchtlingswelle aus den Krisengebieten des Nahen Ostens, des Balkans und aus Nordafrika hat auch Migranten nach Groß Berkel gebracht.
Es kamen ganze Familien, aber es waren auch viele Einzelpersonen dabei, besonders viele junge Männer. Die Familien sind aus ihrer Heimat geflohen, weil die Lebensverhältnisse besonders für die Kinder unbeschreiblich schlecht waren. Unbewohnbare Häuser, teilweise ohne Wasser und Strom stellten eine massive Gefahr für die Gesundheit der Kinder dar. Die Eltern hatten keine Arbeit und keinerlei andere Erwerbsmöglichkeiten. Die jungen Männer aus Pakistan und dem Irak flohen vor den Terroristen der Al Kaida und der IS-Milizen. Mit knapper Not konnten sie fliehen, während teilweise ihre Väter und Brüder ermordet wurden. Einige waren jahrelang unterwegs und ihre Freude war riesig groß endlich eine warme Wohnung mit Wasser und Strom beziehen zu können. Sie haben Tränen in den Augen, wenn sie über das Schicksal ihrer Familie und ihre Flucht berichten und wenn sie ihr jetziges friedliches Leben sehen. Die meisten von ihnen hoffen auf eine Anerkennung als Asylant und richten sich darauf ein, in Deutschland auf Dauer zu bleiben.
In Groß Berkel hat sich eine Flüchtlingsinitiative gebildet, die diesen armen Menschen den Start in einen völlig neuen Kulturkreis und tausende Kilometer von ihrer alten Heimat entfernt erleichtern will.
Der erste Besuch der Ortsbürgermeisterin Groß Berkel Renate Oetzmann und des Vereinspräsidenten TSV 05 Groß Berkel Reinhard Burdinski soll zunächst Vertrauen schaffen. Ein Treffen mit anderen Zuwanderern im Gemeinschaftsraum der Schule, bei Kaffee und Plätzchen, soll deutlich machen, dass es sich um den Beginn einer nachhaltigen Hilfe handeln soll. Orts- und Stadtpläne helfen bei der Orientierung. Gespendete Fahrräder erleichtern die Mobilität und sparen Buskosten.
Regelmäßige Fahrten zur Aerzener Tafel mit dem Bürgerbus ermöglichen das preiswerte Eindecken mit Lebensmitteln. Der Mangel an warmer Winterbekleidung wurde durch großzügige Spendenaktionen schnell gemindert. Auch Spielzeug und Möbel konnten spontan an die Bedürftigen verteilt werden.
Viele Bürger fühlten sich durch die Spendenaufrufe angesprochen und meldeten sich bei den Organisatoren, um tatkräftig mitzuhelfen.
Die ehrenamtlichen Helfer begannen parallel zu den materiellen Hilfen mit der Unterstützung bei Behördengängen, bei Arztbesuchen und bei den Geschäften des Alltags. Besonders die im Juristendeutsch verfassten Behördenbriefe bedurften einer Übersetzung in verständliche Umgangssprache. Fragebögen wurden gemeinsam beantwortet.
Zweimal in der Woche steht Deutschunterricht auf dem Lehrplan, ehrenamtliche Mitbürger treffen sich mit den Migranten und üben deutsche Grammatik in Sprache und Schrift. Es ist oft sehr lustig, wenn 20 bis 30 jährige Araber die drei Artikel und Singular und Plural zu unterscheiden versuchen. Der Lerneifer und die Wissbegierde sind riesengroß. Die Zuwanderer versuchen auch schon Zeitungsinhalte zu verstehen.
Bei der jüngsten Pflegeaktion auf Kathers Hof im Zentrum des Dorfes waren einige Zuwanderer aktiv beteiligt und haben Unkraut gejätet und Hecken eingekürzt.
Das Angebot des Sportvereins wurde von den Migranten gut angenommen. Die Kinder machen zahlreich beim Minihandball und beim Fußball mit. Auch zum Kinderturnen und zur Mutter- und Kindgruppe kommen einige Familien. Die sportbegeisterten Männer haben auch zugesagt, bei der Pflegeaktion des Sportplatzes aktiv mitzumachen. Unsere neuen Mitbürger brachten einige Male zum Ausdruck, wie sehr sie sich über das Angebot der Groß Berkeler freuen und wie sehr sie sich in der Dorfgemeinschaft gut aufgenommen fühlen. Gern sind sie bereit, sich in das Dorfleben mit einzubringen.
Die Organisatoren suchen noch weitere Paten und Helfer für den Deutschunterricht. Ansprechpartner sind: Renate Oetzmann Tel.: 05154-8508 und Reinhard Burdinski Tel: 05154-1635.